"Jugend debattiert" - Landesfinale Erfurt

Kommunikation - der Schlüssel eines jeden Zusammenlebens. Einander zuhören, ausreden lassen, sachlich und korrekt bleiben – Vorraussetzungen, ohne die keine Demokratie funktioniert. Als gutes Beispiel voran geht der Wettbwerb „Jugend debattiert“. Jugendliche lernen Interessenkonflikte auf Augenhöhe zu diskutieren und gezielt ausgewählte Argumente an passender Stelle zu bringen. Diese gilt es mithilfe angewandter Rhethorik zu vertreten. Auch unsere Schülerinnen und Schüler zeigten ihre Talente bei den Ausscheiden.

Alles startete mit den Schulwettbewerben im Januar diesen Jahres. Am 20. Januar begann die Altersgruppe eins (Klasse 8 und 9) mit den Streitfragen „Soll privates Silvesterfeuerwerk verboten werden ?“ und „Soll ein Schulfach ‚praktische Lebensführung’ eingeführt werden?“. Anastasia Baumann, Laurenz Etzold, Mia Freier, Julius Müller, Lennard Rechenberger, Maximilian Schäffner, Lizzy Schilling, Merle Werrmann sowie Alex Lê (als ‘Einwechsler’) debattierten in zwei Durchgängen über die erste Frage und die zwei Besten beider Durchgänge diskutierten über die zweite Debattenfrage. Für die zwei Besten dieses Finales auf Schulebene, Mia Freier und Lennard Rechenberg, wurde es nun spannend, denn sie mussten sich im Regionalwettbewerb mit Schülerinnen und Schülern aus dem Altenburger Land messen.

Am 24. Januar war Altersgruppe zwei (Klasse 10-12) an der Reihe. Hier diskutierten Eddi Dietrich, Maximilian Etzold, Martin Kinne, Moritz Langer, Leon Wagner, Luis Wagner, Frieda Seyfarth und Felix Westphal als Ersatz. Im ersten Durchgang wurde die Frage „Soll in Deutschland eine soziale Pflichtzeit eingeführt werden?“ debattiert. Und die jeweils Besten debattierten über die Frage: „Sollen Angriffe auf Kunstwerke härter bestraft werden?“. – Zum Regionalwettbewerb schafften es Maximilian, Moritz und Leon.

Am 1.3. waren wir mit den von uns ermittelten Schulsiegern im Rahmen des bundesweiten Wettbewerbs „Jugend debattiert“ zum Regionalwettbewerb im Osterlandgymnasium in Gera. In hochkonzentrierten Debatten wurden dort Streitfragen behandelt, die sich gerade auch auf den zweiten Blick als überaus politische, also tatsächlich für unser Zusammenleben relevante Probleme erweisen: „Soll eine Obergrenze für den täglichen Wasserverbrauch pro Person eingeführt werden?“ und „Sollen öffentliche Grünanlagen mit essbaren Pflanzen bepflanzt werden, die von der Bevölkerung frei geerntet werden dürfen?“. So die Fragen für die Schülerinnen und Schüler der Klasse 8 und 9. Die Themen für die Klassen 10 bis 12 lauteten „Sollen in Neubaugebieten nur noch Mehrfamilienhäuser gebaut werden?“ und „Soll in unserer Stadt ein durch Los besetzter Jugendrat eingeführt werden?“ Erfreulicherweise konnten wir in beiden Altersklassen mit Mia Freier (Kl. 9b) und Moritz Langer (Kl. 12a) den 1. Platz belegen.

Wer sich letztendlich nun das Ticket in den Thüringer Landtag sichert, wurde am 27. März an der juristischen Fakultät in Jena entschieden. Dort fand die Qualifikation für das Landesfinale statt. Mia debattierte zu einem spannenden Thema für alle Schülerinnen und Schüler ab der weiterführenden Schule: „Sollen in der Sekundarstufe I die Klassengrößen erhöht werden?“. Auch die zweite Frage ist aktueller denn je: „Sollen Produktion und Verkauf von Lebensmitteln auf Insektenbasis staatlich gefördert werden?“. Moritz debattierte mit Gleichaltrigen aus Altersgruppe II zu den Fragen: „Sollen Jugendoffiziere der Bundeswehr auch in Schulen für den Dienst bei der Bundeswehr werben?“ und „Soll in Deutschland Fracking erlaubt werden?“. Beide kamen jeweils unter die besten Vier des ganzen Landes ins Landesfinale im Thüringer Landtag am 4. Mai.

Das Landesfinale des Wettbewerbes „Jugend debattiert“ findet seit 2008 im Thüringer Landtag statt. Ausrichter ist das Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport. Schirmherr von „Jugend debattiert“ ist der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Unterstützt wird der Wettbewerb durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, die Gemeinnützige Hertie-Stiftung und die Heinz Nixdorf-Stiftung.[1]

Mit Verstärkung aus Klassenstufe 7, 8, 9 und 10 und Herrn Morsch ging es an einem sonnigen Tag mit dem Zug nach Erfurt. Mia und Moritz, unsere Debattierenden, bereiteten sich nach Ankunft im Landtag auf ihren großen Auftritt vor. Wir Unterstützerinnen und Unterstützer wurden auf zugewiesene Parteisitze platziert. 15 Uhr begrüßte die Thüringer Landtagspräsidentin Birgit Pommer alle Finalisten und Gäste im Plenarsaal des Thüringer Landtags. Gefolgt von Worten des Bildungsministers Helmut Holter und Ansprachen der Hertie Stiftung sowie der Heinz Nixdorf-Stiftung startete die Debatte der Altersgruppe I zum Thema „Sollen ARD und ZDF auf den Erwerb von Fußball Übertragungsrechten verzichten?“. Mia Freier wurde überraschenderweise leider „nur“ Vierte. Moritz Langer wurde in Altersgruppe II mit der Streitfrage „Sollen Hybridunterricht und Selbstlernzeiten in der Oberstufe ausgeweitet werden?“ landesweit Drittbester.

Es war ein interessanter Tag, welcher uns sogar einige Einblicke in die Politik gab. Es lohnt sich also in jedem Fall seinen Mut zusammenzunehmen, seine Überzeugungskünste herauszuholen und selbst Teilnehmerin oder Teilnehmer des Wettbewerbes „Jugend debattiert“ zu werden.

Besonderem Dank gilt Herrn Morsch, der uns diese Erfahrung ermöglicht hat.

Frieda Seyfarth

 

[1] https://www.thueringer-landtag.de/presse/pressemitteilungen/jugendliche-debattieren-im-plenarsaal/#close