„Schüler für Schüler“-Projekttage am Christlichen Spalatin-Gymnasium Altenburg

Brücken? Alles, was verbindet! Wie lerne ich? Wenn ich es selbst mache. Wann lerne ich am besten? Wenn ich mich wohlfühle. Um diese Grundweisheiten noch auf eine andere Weise zu pflegen, hat das Spalatin-Gymnasium am 21. und 22.09.2023 seinen ersten Versuch unternommen, Projekttage zu etablieren, die Schülerinnen und Schüler selbst durchführen.

Untersuchungen (prominent ist z.B. die Hattie-Studie von 2009 geworden) haben es zuletzt nochmals mehrfach bestätigt: Der wichtigste Faktor für erfolgreiches Lernen in der Schule ist die Lehrerin oder der Lehrer. Gut, die haben wir am Spalatin-Gymnasium zum Glück. Und trotzdem wollten wir sie mal aus dem Spiel nehmen, und den Lernenden – trotz des ohnehin so kurzen Schuljahrs – zwei Tage „frei“geben. Es ging darum, dass sich Schülerinnen und Schüler mit ihren Stärken in möglichst freier Wahl als wirksam erleben bzw. sich selbst mit ihrem Können stark fühlen können.

Unter dem absichtsvoll eher offenen Thema „Brücken bauen – alles was verbindet“ haben wir die Spalatiner deshalb schon im letzten Schuljahr eingeladen, Projektanträge einzureichen, um zwei Tage für und mit Mitschülern zu gestalten. Und wir hatten am Ende wirklich genügend Angebote, dass alle untergekommen sind. Mit deutlichen Schwerpunkten im bewegungsintensiven und kulinarischen Bereich (das Sporttreiben vermag ebenso verbindend zu sein wie natürlich das Kochen und Essen soziale und kulturelle Brücken schlagen kann) ergab sich eine breite Vielfalt an Unterneh­mungen, die zum Teil ganz neue Konstellationen von Teilnehmern zusammengebracht hat: zum Bei­spiel Rhönrad-Turnen und Fußball, Boxen und Basketball sowie diverse internationale Koch-Aktionen, Mocktail-Baukurse und Quarkspeisen auf dem Weg von der Kuh bis in den Mund, außerdem eine ganze Reihe von Kunst- und Bastel-Happenings, eine Jam-Session mit der Schul-Band, ein Schauspiel-Kurs und vieles mehr. Mit Hilfe des Pfadfinder-Knowhows wurde auch eine echte Brücke über unseren kleinen Teich gebaut.

Ganz überwiegend erreichten uns bei der Evaluation danach positive Rückmeldungen. Meist genannt waren vor allem die Erfahrungen, ganz von eigenem Interesse geleitet Akzente setzen zu können, und die neuen, klassen- und jahrgangsübergreifenden Kontakte. Das Feedback der Lehrkräfte ist ebenso recht ein­deutig wohlwollend – zumindest abgesehen von dem Fach­kollegen, der (in diesem Jahr natürlich in begründeter Not) verzweifelt fragt, wie er mit seinem „Stoff“ durchkommen soll, wenn wir die Kinder statt­dessen zwei Tage so ins Offene entlassen.

Zur Erfahrung von Selbstwirksamkeit gehört wohl, an seine Grenzen zu kommen. Bei den Lehrerinnen und Lehrern als Paten war die größte Herausforderung zurückzutreten, Vertrauen zu haben und „Kontroll­verlust“ hinzunehmen. Tatsächlich bestand zu keiner Zeit größere „Gefahr für die Zivil­bevölkerung“, auch wenn mal jemand leider nicht an sein Mittagessen gekommen oder ein Schüler vom Fahrrad gestürzt ist. Allerdings waren die Kolleginnen und Kollegen als Paten durchaus gefordert, weil für die Kinder und Jugendlichen die Übung in Sachen „Verantwortung übernehmen“ plötzlich zum Ernstfall wurde.

Natürlich ging beim ersten Mal einiges schief. Es gab kurzfristige Verschiebungen und Ausfälle, sodass unser Sekretariat und unsere Schulsozialarbeiterin mit kreativen Lösungen, Neuzuordnungen und Koordinationen heldenhaft tätig werden mussten. Überdies waren manche Schülerinnen und Schüler auch überrascht, wie viel doch in Leitungsaufgaben zu bedenken und vorzuplanen ist. Und freilich gab es auch den einen Lehrer oder die andere Lehrerin, die die Patenschaft für ihr Projekt nicht ernst genug oder zu engagiert wahrgenommen haben. Aus der Schülerschaft, die plötzlich nochmal ganz anders aktiv werden musste, gab es aber nur ein Votum: „Gerne wieder!“

 

 

Lesen Sie hier einen Bericht von Schüler*innen.

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