Freiarbeit

Ziele und theoretische Grundlagen der „Freiarbeit nach Dalton“  am Christlichen Spalatin-Gymnasium            (Stand April 2021)

Das Christliche Spalatin-Gymnasium ist eine Sekundarschule mit gymnasialem Anspruch und unterliegt den Thüringer Lehrplänen und Prüfungsvorschriften. Für solch eine Schule bietet sich unter den Freiarbeitskonzeptionen besonders das von der amerikanischen Reformpädagogin Helen Parkhurst um 1920 in der Kleinstadt Dalton/Massachusetts entwickelte Konzept Dalton-Plan an.
Dieses soll nachfolgend zusammenfassend dargestellt werden. Es bietet eine theoretische Grundlage für das Freiarbeitskonzept des Spalatin-Gymnasiums.

Ziele:

  • Den Schüler an der Verantwortung für sein eigenes Lernen beteiligen. (Würde des Schülers stärken, hohe Motivationskraft zum Lernen, Eigenaktivität fordern und fördern)
  • intensives fachliches Lernen 
  • Aufbau von Fähigkeiten wie das selbstständige Arbeiten über längere Zeiträume mit eigener Zeiteinteilung und in verschiedenen sozialen Gruppierungen (unerlässlich für den zukünftigen Erwerb neuen Wissens in der „Wissens- und Informationsgesellschaft“ des 21. Jahrhunderts)
  • Differenzierung durch individualisiertes Lernen/ Förderung von Schülern aller Begabungsgrade

Weg:    
Rücknahme der direkten Steuerung des Unterrichtsgeschehens durch den Lehrer, Steuerung eher indirekt als Lernbegleiter und -berater = FREIARBEIT

„Freiarbeit ist eine eigenverantwortliche, ziel- und produktorientierte, nicht primär lehrergesteuerte, z. T. fächerübergreifende Arbeit, bei der die Schüler ihre Lernarbeit, ihr Lerntempo, die gewünschte Sozialform und die benötigten Materialien selbst für sich planen, einteilen und durchführen.“(1)
    - bildete sich im Zuge der Reformpädagogik am Anfang des 20. Jahrhunderts heraus und differenzierte sich in vielfältigen Formen - es gibt nicht „die Freiarbeit“ (z.B. radikale Form, materialgesteuerte Form (Montessori), gebundenere Formen wie Lernzirkel oder Stationenlernen, eingesetzt als durchgängige Unterrichtsprinzipien oder Teile des „normalen Unterrichts“)
 

Theoretische Grundlage: Dalton-Plan

  • bietet sich für Sekundarschulen besonders an, da es nicht von totaler oder materialgebundener Freiheit ausgeht, sondern von einer Wahlfreiheit bei der Erfüllung gegebener Arbeitsaufträge (Freiheit in Gebundenheit)
  • wird von seiner Begründerin ausdrücklich als offenes und von jeder Schule/jedem Lehrerteam nach den entsprechenden Gegebenheiten modifizierbarer „way of life“ beschrieben

Ziele: „mutige Lebenstüchtigkeit“(2), damit sich die Heranwachsenden in konstruktiven Problemlösungen als lernfähig erfahren können.

Weg: „Dadurch, dass wir seine Aufgabe in der Form eines Pensums geben, für dessen Erfüllung sich der Schüler verantwortlich weiß, geben wir der Arbeit Würde und ihm das Bewusstsein eines bestimmten Zieles. Dieses Bewusstsein wächst, wenn wir ihm bewusst machen, dass wir ihm trauen und auch seinem Vermögen, es zu leisten.“(3)

3 Grundprinzipien:

Freiheit: ist eine Wahlfreiheit, verbunden mit Verantwortung im Verhältnis zu einer gegebenen Aufgabe (sowohl für Schüler als auch für Lehrer)
Schüler: Wahl der Aufgabenreihenfolge, der Partner, der Hilfsmittel, des Ortes, der ihnen von sich selbst zugestandenen Zeit
Lehrer: Aufgabenstellungen, Differenzierungen, Hilfsangebote, Auswertungen
Kooperation: soziales Lernen innerhalb der Gruppe: Beseitigung kooperationshemmender Strukturen - auch klassenstufenübergreifend
Selbstst. Org.: die Schüler haben das Recht und die Pflicht, sich ihre Zeit entsprechend ihren Interessen und Fähigkeiten einzuteilen. (budgeting time) Am Ende muss das Pensum „erledigt sein“(4).

Umsetzung mit grundsätzlicher Strukturänderung:

Wie?

  • Freiarbeit im regulären Stundenplan in Verantwortung des Fachkollegen mit vereinfachten langfristigen Aufgaben:
  • Entwicklung der Daltonpensen eines jeden Kollegen für jedes Fach
  • Schüler arbeiten in der Zeit des „normalen“ Fachunterrichts am entsprechenden Pensum des Faches.
  • Darin integriert: fächerübergreifende Pensen (innerhalb gemeinsamer Zeiträume) 
  • Selbstorganisation und Kooperationsfähigkeit sind wichtiger Bestandteil des Pensums, sie fließen in Reflexion und Bewertung ein.
  • Lerngruppe: Klasse/Parallelklasse
  • Räume: je nach Pensum in Verantwortlichkeit der Lehrkraft
  • Differenzierung: in Verantwortung der Lehrkraft
  • Gemeinsame Abstimmung, Ausarbeitung, Präsentation und Unterstützung der Kollegen in Klassenstufenteams und Fachschaften
  • Verbindlicher interner Übersichtsplan über die einzelnen Pensen der Klassen

Warum?

  • Vereinfachung der Planung / Regeln / Organisation
  • in Eigenverantwortlichkeit der Lehrer
  • offen für  Werkstätten, Projekte, fächerübergreifende Formen 
  • Fachlehrer ist für Schüler erreichbar und kann differenzieren, intervenieren, fördern, beurteilen und bewerten
  • nah am Fachwissen

Die Pensen sollen so erarbeitet werden, dass sie nach Möglichkeit wiederverwendet werden können.


(1) gefunden und für gut befunden unter http://www.geschichte.pommerencke.info/arbeiten/freiarbeit.html am 08.08.2008.
(2) Popp, Susanne , Der Daltonplan in Theorie und Praxis. Ein aktuelles reformpädagogisches Modell zur Förderung selbständigen Lernens in der Sekundarstufe, Bad Heilbrunn, Klinkhardt 1995.
(3) Zitat nach Helen Parkhurst aus dem unveröffentlichten Typoskript von Jansen C.J., Der Daltonunterricht und seine Stelle innerhalb reformpädagogischer Auffassungen. S.12.
(4) Dieses Prinzip stammt nicht original von Parkhurst, sondern ist vielmehr ein Prinzip aus der europäischen Schulwirklichkeit, ein Prinzip, das die Dalton-Lehrer in den Niederlanden als solches erwähnen.